Weihnachtsfolge 1700,5 Humbug Kapitel 2

Hier das 2. KAPITEL von Jörg Flöttl Lindenstraße Weihnachtsgeschichte. Falls ihr Kapitel­ 1 noch nicht kennt, unbedingt gestern nachlesen, sonst gibt die Story keinen Sinn.

Folge 1700,5 Humbug

Kapitel 2:

Es dauerte nicht lange und Volker schlief erneut tief und fest. Fast erheitert dachte er noch an seinem Traum von soeben. Else Kling als Geist der vergangenen Weihnacht. Was für ein Humbug.

Die Standuhr schlug 1 Uhr und erneut schreckte Volker empor. War da ein Geräusch zu hören? Er hörte in die Stille, wagte fast nicht zu Atmen. Nichts.

Erleichtert legte er sich zurück und drehte sich zur Seite. Plötzlich sah er in 2 dunkelbraune Augen.

„Haste gedacht, ich komm auch wie die alte Kling mit so nem Engelsauftritt?“

Volker schrie auf und schaltete panisch sein Nachttischlämpchen an. Neben ihm lag Murat Dagdelen im Bett, den Kopf lässig auf dem abgewinkelten Arm gestützt.

„Na Alter, haste Bock mit mir Weihnachten zu feiern?“

„Du bist doch Moslem, du feierst doch gar kein Weihnachten“, rief Volker erschrocken.

„Junge, das ist mein Job. Als Geist der gegenwärtigen Weihnacht feier ich logisch mit. Wobei… so richtig viel zu feiern gibt es aktuell grade nicht in der Lindenstraße. Hier guck mal !!!“

Murat schnippt mit den Finger und beide stehen erneut in der Lindenstraße. Diesmal ist jedoch alles dunkel. Kein Gesang, keine Beleuchtung. Niemand auf der Straße.“

„Warum ist denn hier alles so finster?“, fragte Volker verängstigt.
„Na is doch Logo… weil du Vollhonk die Weihnachtsfolge gecancelt hast. Wer soll denn hier sein? Guckt ja keiner zu…“

Volker nickte. „Aber das macht nix“, sagte er nach kurzem Überlegen. „Die Leute haben ja ihr eigenes Weihnachten.“

„Ach ja, meinste?“, feixte Murat und schnippt erneut mit dem Finger. Diesmal befanden sie sich vor einem dunklen 2-Familienhaus. „Hier müssen wir hin“, bestätigte Murat und tippte auf den Briefkasten mit der Aufschrift FLÖTTL zweimal mit dem Zeigefinger.

Volker drückte gegen die Eingangstür. „Verschlossen“, sagte er verwundert. Murat drängelte sich an ihm vorbei und zog ein Taschenmesser aus seiner Hosentasche. „Moment mal“. Zwei, drei Handbewegung und KLACK, die Tür sprang auf.
Murat zuckte mit den Schultern. „Kann ich noch von früher. Gelernt ist gelernt“.

Beide Männer betraten das Haus, bis sie vor der Tür der Familie Flöttl standen.
„Der Typ hier“, erklärte Murat, „hatte früher immer 2 Leidenschaften. Das war Weihnachten und die Lindenstraße“.

„Dass er die Lindenstraße liebt, kann ich sehen“, erklärte Volker und zeigte auf ein großes signiertes Lindenstraßenschild, das die große Wand im Flur verzierte. „Aber wenn er Weihnachten so liebt, warum ist hier überhaupt nichts dekoriert?“

„Schatz, das Weihnachtsessen steht jetzt schon 10 Minuten auf dem Tisch. Magst du nicht langsam kommen?“, rief eine Stimme aus dem Wohnzimmer.

„Das ist sein Partner Patrick“, erklärte Murat. „Die 2 sind… na du weißt schon… bissl verzaubert… aber hey, ich bin cool damit… sollen ja nette Menschen sein… ich mein, ich würde jetzt keinen in der Familie haben wollen oder so, aber hey, wenn sie glücklich damit sind…“

„Schaaaatz, das Essen wird kalt“, hört man Patrick erneut rufen.

„Gleich Patrick“, ich bin gerade drüber, die Presse noch zu informieren, bezüglich unserer Demo am 19.1. für den Erhalt der Lindenstraße. Vorhin hab ich noch die ganzen Plakate für die Druckerei absegnen müssen. Dann nur noch die Briefe an die Sender rausdrucken und kurz die Infos für die Website überfliegen. Dann können wir endlich Bescherung und Abendessen machen. Gib mir noch ein Stündchen… oder maximal 2.“

Volker sah auf die Uhr. „Die machen jetzt erst Bescherung, aber es ist doch schon nach 1?“ „Na, wann soll ers denn machen? Der Typ und seine Freunde kämpfen gerade darum, dir beweisen zu können, dass es noch sauviele Leute gibt, die die Lindenstraße vergöttern. Das ist denen wichtiger als Weihnachten. Klar, früher hätte er den Abend mit einer Weihnachtsfolge Lindenstraße eingeläutet, dann hätts ein gutes Essen gegeben, ein paar Geschenke und die ganze Familie wäre glücklich gewesen. Aber heute? Ohne die diesjährige Folge kommt er überhaupt nicht in Weihnachtsstimmung. Zu tun hat er ja wahrlich genug. Und wer hat ihm das Weihnachtsfest versaut?“ Murat klopfte Volker auf die Brust, dass ihm kurzzeitig der Atem wegblieb.
„Naja, aber das sind Einzelfälle“, keuchte er.
„Ach ja? Und woher kommen denn die ganzen Briefe, die dir der Postbote täglich in die Bude schleppt? Schreiben die die Elfen am Nordpol? Das sind Fans, die aktuell damit beschäftigt sind, dir ihre größten Weihnachtswunsch mitzuteilen… aber du lässt alle auflaufen und versaust Tausenden von Menschen Weihnachten.“

Volker steckte ein Klos im Hals. „Das wollte ich nicht“, erklärte er.

„Alter, dann tu was… säg die Lindenstraße nicht ab“, fuhr Murat ihn an.

„Aber da sind doch die schlechten Einschaltquoten. Und generell ist die ganze Serie zu altbacken für unsere neue, hippe ARD“.

Murat sah Volker ernst in die Augen und erhob den Zeigefinger. „Ok, du hast es so gewollt. Du wirst schon sehen, was du davon hast. Nach mir kommt der Geist der zukünftigen Weihnacht und mit dem ist echt nicht zu Spaßen.“ Er schnippt erneut mit dem Finger und Volker sitzt erneut in seinem Bett… zitternd wie Espenlaub… ängstlich gleitet sein Blick hinüber zur Standuhr. Es ist kurz vor 2.

Hier geht’s weiter: Kapitel 3

Mehr über Cookies erfahren